Irgendwann nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Turnbetrieb wieder aufgenommen, denn in der Generalversammlung vom 25.01.1920 ist die Rede von einem „vorgelegten Kassenbericht“ und von „der alljährlichen Wahl“.
Die Wahlen in dieser Sitzung ergaben folgendes Ergebnis:
„als 1. Vorstand Wilhelm Lechner, 2. Vorstand Wilhelm Braun, Kassier August Laub, Schriftwart Adolf Fugger, 1. Turnwart Karl Zimmermann, 2. Turnwart Karl Laub, 1. Vorturner August Lechner, 2. Vorturner Karl Hönig, 3. Vorturner Heinrich Dietz, Vereinsdiener Herr Vetter. Weitere Turnratsmitglieder: Karl Egger, Karl Raber, Karl Lechner, Wilhelm Appel“.
Jetzt werden die Aktivitäten des TV Aglasterhausen von einer Weller der Begeisterung getragen. Mit einer Vereinsstärke wie nie zuvor werden gleich mehrere Großprojekte in Angriff genommen. So wird im Januar 1920 ein Volksbildungsausschuss gegründet und folgende Herren gewählt: „Wilhelm Braun, Karl Lechner, Karl Laub, Heinrich Dietz, August Lechner, Wilhelm Lechner, Karl Lechner, August Laub, Karl Raber, Otto Grimm, Hermann König und Karl Eger“.
Es wurde beschlossen, einen Lichtbildwerfer und Kinematograf zu erwerben, „Zur Bildung der Jugend des TV Aglasterhausen“. Der Preis betrug 3000 Mark und wurde durch Spenden, Gaben der Ausschussmitglieder und einer Kapitalaufnahme bei der hiesigen Kreditkasse gedeckt. Mit den Einnahmen aus den Vorführungen wurde ein noch größeres Unternehmen ermöglicht, der Turnhallenbau. So wurden im Winter 1920 mehrere Lichtbildvorführungen, ein großer Weihnachtsball und ein Fasnachtstanz durchgeführt.
Bei den Wahlen im Frühjahr 1921 wurde die Vorstandschaft bestätigt. Zu diesem Zeitpunkt gab es 25 Aktive und 10 Zöglinge im TV Aglasterhausen, der Jahresbeitrag wurde auf 8 Mark für Passive und 12 Mark für Aktive festgelegt.
Eine neue Aufgabe wartete auf den TV Aglasterhausen, das Bezirksturnfest am 26. Juni 1921. Es fanden mehrere Sitzungen im Gasthaus „Zum Engel“ zur Vorbereitung dieses Ereignisses statt. Plakate, Festabzeichen, Turnerabzeichen sowie Diplome wurden bestellt. Der Festplatz wurde eingerichtet, ein Festball wurde organisiert.
Die hiesige Kapelle spielte in zwei Lokalen zum Tanz auf, die örtlichen Handwerker installierten eine Festbühne im Freien, Tische und Bänke wurden gezimmert, Vereinstafeln geschnitzt, Volksbelustigungen eingeübt.
Auf dem Festplatz wurden Verkaufsstände aufgestellt, für eine dritte Gaststätte wurde die Michelbacher Kapelle engagiert.
Da über 500 Festabzeichen verkauft wurden und aus den umliegenden Vereinen sehr viele Dankesschreiben kamen, muss dieses Ereignis ein sehr großer Erfolg für den TV Aglasterhausen gewesen sein.
Im Jahr 1921 wurden noch ein Vortragsabend und eine Weihnachtsfeier angesetzt.
In dieser Zeit kam zum Turnen noch eine neue Sportart in den Turngau, nämlich Handballspielen. Wie Fotos belegen, gab es auch im TV Aglasterhausen eine Handballmannschaft mit Höhepunkt um 1930.
In der Generalversammlung vom 18.03.1922 wurde die Vorstandschaft bestätigt, die Turnerstärke mit 18 Aktiven, 10 Zöglingen und 45 Schülern angegeben. In diesem Jahr fanden neben einer Fastnachtsveranstaltung, ein Ausflug und eine Weihnachtsfeier statt.
1923 stieg die Zahl der Aktiven auf 23 bei gleicher Schülerzahl, der Beitrag lag bei 100 Mark pro Halbjahr für Passive, 300 Mark für Aktive und 150 Mark für Zöglinge.
5 Turner des TV Aglasterhausen nahmen im Juli 1923 am Bezirksturnfest in Neckarbischofsheim erfolgreich teil.
Aus der Generalversammlung am 13. Oktober 1923: „…der (Passive) Beitrag ist durch eine Liste zu erheben und der Mindestbeitrag 5 Millionen für das dritte Vierteljahr. Der Beitrag der Aktiven auf 30 Millionen für das dritte Vierteljahr 1923.“
1923 wurden noch einige Sitzungen und eine Weihnachtsfeier abgehalten. 1924 betrug der Vereinsbeitrag für Aktive 1 Mark und für Zöglinge und Passive 50 Pfennige. Es wurde eine Abendunterhaltung anlässlich der Fastnacht durchgeführt und an die Gemeinde eine Eingabe zwecks Abtretung eines Bauplatzes zur Erstellung einer Turnhalle gemacht.
Gemeinsam mit dem Gesangverein „Liederkranz“ folgten dann viele Ausschusssitzungen zum Bau einer Festhalle. Als Architekt wurde Herr Kissel gewählt, zur Finanzierung wurde das Theaterstück „Wilhelm Tell“ als Freilichttheater eingeübt und vorgespielt. Der Bau gedieh, bei der Generalversammlung am 4.3.1925 ist die Rede vom „vorgeschrittenen Turnhallenbau“.
Die Vorstandschaft wurde auch im Jahr 1925 bestätigt, der Beitrag für Aktive auf 12,--, für Passive auf 4,-- und für Zöglinge auf 6,-- festgelegt, 1926 je um eine Mark erhöht.
1927 beendete Wilhelm Lechner seine erfolgreiche Zeit als Erster Vorsitzender, blieb dem Verein als Zweiter Vorsitzender aber noch lange Zeit treu. Bei den Wahlen am 27. Mai 1927 wurde August Laub zum Ersten Vorsitzenden gewählt und in dieser Sitzung beschloss man die Eintragung des TV Aglasterhausen in das Vereinsregister.
Im selben Jahr versuchte der TV Aglasterhausen von den verschiedenen Dachverbänden Mittel für den Turnhallenbau zu bekommen, nachdem der Gesangverein die Halle der Gemeinde übergeben wollte. Am 27. August 1927 war es dann doch soweit, die Halle wurde der Gemeinde Aglasterhausen übergeben. Im Oktober 1927 fand ein Schauturnen des TV Aglasterhausen statt.
1929 fand, nach der Wiederwahl der Vorstandschaft im Jahr 1928 eine Neujahrstanzveranstaltung statt. Der Erfolg beflügelte die Aktiven und gab neuen Schwung für das bevorstehende Bezirksturnfest und die Fahnenweihe des TV Aglasterhausen. In mehr als 30! Sitzungen wurde dieses Großereignis geplant und vorbereitet. Eine Fahne wurde ausgesucht und bestellt. Wieder mussten Tanzveranstaltungen, ein Umzug, eine Festwiese und der Festplatz eingerichtet und geschmückt werden. Allein über 1000 Festabzeichen wurden verkauft, so kann man sich die Größe einer solchen Turnveranstaltung vorstellen.
Ein Auszug aus der Umzugsaufstellung:
…Zuerst Radfahrer-Vereine, dann Musik, Turnerinnen, Festdamen, Feuerwehr, Gesangverein, Militärverein, die Turner der Vereine, die hiesigen Turner, die Bevölkerung…“
Es mussten Übernachtungsmöglichkeiten gesucht werden, im Mai 1929 fanden allein 18 Sitzungen zur Vorbereitung dieses Ereignisses statt.
In der Sitzung vom 08. Juni 1929 heißt es: „Das Bezirksturnfest mit Fahnenweihe ist sehr gut verlaufen, wir haben eine Einnahme gehabt mit 1.317,24 und eine Ausgabe mit 1.252,93 Mark, bleibt ein Rest von 64,31. Das Wetter war auch sehr günstig…“
Im September wurde zusammen mit dem Turnverein Waibstadt ein Festturnen mit Festball in Aglasterhausen abgehalten. Bei der im November stattfindenden Generalversammlung waren 27 Mitglieder anwesend und es wurde beschlossen, zu Weihnachten ein Theaterstück einzuüben und vorzuspielen.
1930 wir die Handballabteilung in einem Versammlungsprotokoll erneut erwähnt; die Turner erringen bei dem 1. Kreisturnfest in Mannheim mit einer 12 Mann starken Riege höchste Auszeichnungen. Für den ausscheidenden 2. Turnwart August Lechner trat Emil Rüdinger in den Vorstand ein. Für die Handballabteilung wurde ein Obmann gewählt, der auch im Turnrat stimmberechtigt war. Die Neuwahlen 1931 ergaben folgendes Ergebnis:
„.. als 1. Vorstand August Laub, 2. Vorstand Wilhelm Lechner, Kassier und Schriftführer Gottmann, 1. Turnrat Emil Römmele, 2. Turnrat Eugen Streib, Vorturner Oskar Edelmann, Vereinsdiener Karl Weidenhammer, Fahnenträger Eugen STreib. Als Spielführer der Handballmannschaft wird Emil Rüdinger gewählt. Weitere Turnratsmitglieder: Karl Meister, Karl Lechner, Ludwig Schmitt, Karl Eger, Fritz Brunner.“
Im vierten Bezirk des Gaus übernahm 1931 E. Römmele die Aufgabe des 2. Turnwarts. 1932 sind drei Sitzungen den Turnbetrieb betreffend und eine Weihnachtsfeier verzeichnet.
In den Jahren 1931, 1932 und 1933 gingen die Mitgliedsbeiträge nicht pünktlich in die Vereinskasse ein, so dass bei der Generalversammlung am 20. März 1933 beschlossen wurde, alle säumigen Mitglieder aus dem Verein auszuschließen. Zudem wurde beschlossen, dass ab sofort alle Turner in kurzen Hosen erscheinen sollen, auch sollte eine Gerätesanierung für 2000 RM durchgeführt werden.
Nun begannen schwierige Zeiten für die Turnvereine. Den verschiedenen Dachverbänden wurde die Selbständigkeit und Unabhängigkeit Stück für Stück entzogen, eine Gleichschaltung der Vereine wurde vorgenommen, die Turngeräte vom Jungvolk mitbenutzt. Taktische Neuwahlen wurde nötig, offizielle Rücktritte und Wiedereinstiege in die Vorstandschaft waren notwendig, um den Verein erhalten zu können.
Weiter wurde unter der Leitung von August Laub Turnerbälle, Weihnachtsfeiern und Übungsstunden durchgeführt, aus Vorstand wurde Vereinsführer.
1935 meldete der TV Aglasterhausen 10 Aktive dem zuständigen Kreisführer, von denen 8 Mann am Gaufest in Karlsruhe als Barrenriege teilnahmen. In der Generalversammlung vom 16. März 1935 musste die Einheitssatzung anerkannt werden und es wurde eine Mitgliederliste erstellt:
„August Laub, Heinrich Zimmermann, Friedrich Appel, Gottlieb Stumpf, Hermann Gehrig, Emil Römmele, Wilhelm Appel, Emil Rüdinger, Eugen Streib, Karl Lechner, Herbert Lechner, Kurt Walter Dornes, Wilhelm Kurt Herbold, Richardt Öchsle, Karl Layer. Ehrenmitglieder waren Johann Merz und Ludwig Rüdinger.“
Im Jahre 1936 wurden neue Geräte angeschafft, ein Schauturnen und eine Tanzveranstaltung durchgeführt. In einer Sitzung am 3. August 1936 wurde nach längeren Beratungen und Befragen von Zeitzeugen beschlossen: „Betreffs 40jährigen Vereinsbestehen wurde der 11. Oktober 1896 (Gründungstag) festgelegt.“
In der Generalversammlung am 7. März 1937 legte August Laub das Amt des Vereinsführers nieder. Die Neuwahlen ergaben folgendes Ergebnis:
„Als Vereinsführer Emil Römmele, Schriftwart Friedrich Appel, 1. Turnwart Emil Rüdinger, 2. Turnwart Eugen Streib, Vereinsdiener Karl Neimeier.“
Am 21.3.1937 fand in Aglasterhausen das Kreisgruppenturnen des Odenwaldkreises mit 7 teilnehmenden Vereinen statt: Eberbach, Sulzbach, Waibstadt, Neckarbischofsheim, Epfenbach, Dallau und Aglasterhausen.
Dabei belegte in der Mittelstufe die Mannschaft des TV Aglasterhausen den 1. Platz. Einzelsieger wurden in der Oberstufe Otto Brenneis, TV Eberbach, in der Mittelstufe Eugen Streib, TV Aglasterhausen und in der Unterstufe H. Wieland aus Epfenbach.
August Laub war im vergangenen Monat zum Ehrenvorsitzenden ernannt worden und beendete die Veranstaltung mit einer kleinen Rede.
1937 wurden noch ein Turnerball und eine Winterfeier durchgeführt. 1938 fand ein Fastnachtsball statt, eine Riege des TV Aglasterhausen beteiligte sich an den Vereinsmannschaftskämpfen in Sinsheim und 3 Turner wurden nach Breslau zum Deutschen Turnfest entsendet.
In der Generalversammlung am 4.1.1939 wurde eine Fahnenabordnung zur Beerdigung des Ehrenmitglieds L. Rüdinger beschlossen.
In diesem Jahr führte der TV Aglasterhausen eine Winterfeier, einen Maskenball und ein Schau- und Werbeturnen am 26. Februar durch. In den Berichten über dieses Ereignis ist immer wieder die Rede von Schwierigkeiten, die bei dieser Veranstaltung aufgetreten seien. In einem Bericht steht, dass trotz eines Unfalls das Turnen beendet wurde.
In den folgenden Wochen muss es den Unterlagen zufolge zu Unstimmigkeiten im Verein gekommen sein, so wurde bei den Neuwahlen am 17.4.1939 Heinrich Zimmermann zum Ersten Vorsitzenden gewählt. Kassier und Schriftführer blieb Gottlieb Streib, Turnwarte Rüdinger und Streib. Dies sind die letzten Informationen aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg. In dieser Zeit ruhte der Turnbetrieb, zumal viele Turner des TV Aglasterhausen eingezogen wurden.